Als österreichischer Unterrichtsminister war Herbert Moritz der Initiator jener grenzüberschreitenden Verhandlungen in Wien, bei denen sich alle deutschsprachigen Länder auf die erste gemeinsame Reform der deutschen Rechtschreibung nach fast 100 Jahren einigten.

Analog zum Salzburger Landesgesetz hat er während seiner Ministerschaft das Kunstförderungsgesetz des Bundes auf Schiene gebracht.

„Er ist ein politischer Ombudsmann“, sagen jene, die mit ihm gesprochen haben. Denn da ist plötzlich einer, der zu den Leuten geht und mit ihnen das Gespräch sucht. Der daher ihre Sorgen und Probleme kennt, oder wie der Volksmund sagt, der weiß, „wo die Leute der Schuh drückt“.

Schließlich hat Herbert Moritz als Unterrichtsminister durch die Erlassung wortidenter Lehrpläne für Hauptschule und AHS-Unterstufe die wichtigste Grundlage für die bis heute verhinderte Gesamtschule der Zehn- bis Vierzehnjährigen geschaffen.
Neue Lehrpläne für die Grundschule verfolgten das Ziel, die Vermittlung der grundlegenden Kulturtechniken zu intensivieren.

Mit seinem Vorhaben, die Leistungsbeurteilung der SchülerInnen der Volksschule von Noten auf eine individuelle verbale Beurteilung umzustellen, ist Herbert Moritz nicht nur am Widerstand der ÖVP, sondern auch der LehrerInnengewerkschaft gescheitert.

Als ersten Schritt zu einer grundlegenden Reform der AHS-Reifeprüfung hat Herbert Moritz die Fachbereichsarbeit als alternative Möglichkeit zur schriftlichen Prüfung eingeführt.


Auf Initiative von Herbert Moritz geht das Salzburger Kulturförderungsgesetz zurück, durch das zum ersten Mal die Verpflichtung des Landes zur Förderung der Kultur gesetzlich festgeschrieben wurde. Dieses Gesetz begründete auch die Einrichtung des Landes-Kulturbeirates als kulturpolitisches Diskussionsforum.
In der Vollziehung hat Herbert Moritz die Kulturpolitik des Landes, die bis dahin von der traditionellen Hochkultur beherrscht worden war, vom Kopf auf die Beine gestellt. Jetzt sollten auch zeitgenössische, alternativ-kulturelle Erscheinungsformen zu ihrem Recht kommen, der Zugang zur Kultur „demokratisiert“ werden. Das Ziel von Herbert Moritz war es, möglichst vielen Menschen ihren Anspruch auf Kultur bewusst zu machen – und dies nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern in allen Teilen des Landes. Für diese Politik geben bis heute die Rauriser Literaturtage, das Jazzfestival Saalfelden und das Kulturzentrum Schloss Mauterndorf Zeugnis. Auf die historischen Wurzeln der Kultur in Salzburg hinzuweisen, war das Ziel der von Herbert Moritz initiierten ersten großen Landesausstellung „Die Kelten in Salzburg“ in der Salinenstadt Hallein mit fast einer halben Million BesucherInnen.

„Ich halte es für ganz wichtig, dass wir die Leute nicht nur dazu bewegen, Kultur zu konsumieren, ins Theater zu gehen und Musik zu hören, sondern dazu, dass sie selbst etwas tun.“ Herbert Moritz

Herbert Moritz hat die von Erwin Schartel stammende Idee des Trakl-Hauses durchgesetzt und damit die Georg-Trakl-Forschungs- & Gedenkstätte begründet. Schließlich geht die Schaffung des Museums der Moderne Rupertinum auf ihn zurück.

Einige der wichtigsten – bis heute bestehenden – Kulturpreise des Landes wie der Architekturpreis, der Rauriser Literaturpreis, der Slavi-Soucek-Preis für Grafik sowie der Anton-Faistauer-Preis für Malerei wurden von ihm geschaffen.

Herbert Moritz war der Urheber der ersten umfassenden Untersuchung über die soziale Lage der KünstlerInnen, getragen von der Konferenz der LandeskulturreferentInnen und der Gewerkschaft Kunst, Medien und freie Berufe.

Als Mitglied und damaliger Vorsitzender des Kuratoriums der Salzburger Festspiele hat Herbert Moritz maßgeblich an der Berufung von Gerard Mortier zum Intendanten mitgewirkt und damit Anstoß zu umfassenden Reformen gegeben. Auch die Einführung einer begleitenden Kontrolle und Internen Revision gehen auf Herbert Moritz zurück.


Herbert Moritz war einer der ersten in Österreich, der die Bedeutung von Ökologie für Umwelt und Gesellschaft erkannte. So wurde er zum Gründungspräsidenten der ersten ökologischen NGO im Lande gewählt – der „Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz“. Sie fungierte als Vorgängerorganisation des heutigen Umweltdachverbandes.

Herbert MoritzHerbert Moritz mit Aurelio Peccei, dem Gründer des Club of Rome (Februar 1982).

Der Umweltdachverband sprach Herbert Moritz für seine Pionierarbeit großen Dank aus:

„Wir sind Dr. Herbert Moritz zu außerordentlichem Dank verpflichtet. […] Sein größtes Verdienst war die Verankerung der Umwelterziehung als Unterrichtsprinzip in den österreichischen Lehrplänen im Jahr 1983. Er gilt mit Fug und Recht damit als Wegbereiter der Umweltbildung in Österreich.“ [1]

Für das 45 Jahr-Jubiläum des Umweltdachverbandes im Jahr 2018 hat Herbert Moritz eine Grußbotschaft formuliert, in der er unter anderem meinte:

„Mithilfe anerkannter Naturwissenschaftler und Ökonomen gelang es uns nachzuweisen, dass Natur- und Umweltschutz nicht nur die Voraussetzung für eine nachhaltige Fortdauer humaner Existenz bilden, sondern dass gerade der ressourcensparende Umgang mit der Natur hinsichtlich Technik und Wirtschaft ungeahnte Möglichkeiten für neue Betätigungsfelder und ertragreiche Arbeitsplätze schaffen wird.“ [2]

Herbert Moritz wurde auch zum Vater der ersten Teilnaturschutzgebiete und der „Dreiländervereinbarung von Heiligenblut“, die bis heute die Grundlage für den Nationalpark Hohe Tauern bildet.
Ebenso gehen die ersten – damals heiß umstrittenen – Nationalparkplanungen auf ihn zurück. Als erste internationale Anerkennung der ökologischen Bemühungen des Landes Salzburg hat Herbert Moritz die Verleihung des „Europäischen Naturschutzdiploms“ für die Krimmler Wasserfälle erwirkt.

Als seinen wichtigsten umweltpolitischen Erfolg betrachtete Herbert Moritz den von ihm im Jahr 1986 herbeigeführten Beschluss der Konferenz der OECD-Bildungsminister in Paris, mit dem sich alle fortschrittlichen Industrienationen der Erde verpflichteten, das in Österreich entwickelte Unterrichtsprinzip „Umweltbildung“ in ihren eigenen Bildungssystemen einzuführen.

Bereits im November 1984 bezeichnete er die Umwelterziehung als eine seiner wichtigsten Prioritäten in der zukünftigen Bildungsarbeit und als ein zentrales Thema hinsichtlich der Bildungsqualität. Von seinen Ministerkolleginnen und -kollegen erhielt Herbert Moritz damals keine Unterstützung, da Umweltfragen aus Sicht der meisten Länder und der OECD wenig Bedeutung hatten. [3]
Doch seine Beharrlichkeit sollte zum Erfolg führen: So gab er etwa den Auftrag zur Erarbeitung einer Grundlagenverordnung zur Umweltbildung in Österreich (Februar 1985) und trieb gleichzeitig die internationale Projektwicklung weiter voran. Im Dezember 1985 gab es für das Pilotprojekt vom Zentrum für Bildungsforschung und Innovation (CERI) der OECD grünes Licht – Ende Mai 1986 konnte mit der Arbeit begonnen werden. [4]


Quellen:

[1] Maier, Franz (2018): Umweltdachverband zum Tod von Herbert Moritz: Gründungspräsident war Wegbereiter der Umweltbildung in Österreich. 30.07.2018. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180730_OTS0005/umweltdachverband-zum-tod-von-herbert-moritz-gruendungspraesident-war-wegbereiter-der-umweltbildung-in-oesterreich [Zugriff: 7.1.2020].
[2] ebda.
[3] Tschapka, Johannes (2018). When the demanding initiatives lost their controversial forces and the notion environment became an empty signifier – on the political of ENSI, in: Affolter, Christine/Varga, Attila (Hg.): Environment and School Initiatives. Lessons from the ENSI Network – Past, Present and Future, S. 234.
[4] Pfaffenwimmer, Günther (2018). Environment and School Initiatives (ENSI) – Its Impact in Austria, in: Affolter, Christine/Varga, Attila (Hg.): Environment and School Initiatives. Lessons from the ENSI Network – Past, Present and Future, S. 234.