Es war eine seiner Stärken, mithilfe seines scharfen Verstandes die Dinge zuerst einmal zu analysieren, um dann konkrete politische Aussagen zu treffen. Zum Intellekt gehörte Ideenreichtum und der war Herbert Moritz ebenso zu eigen, wie sein starkes soziales Engagement für alle jene, die von einer wenig gerechten Welt benachteiligt wurden.
In seiner Wohnung in Salzburg-Lehen hingen Bilder von Alfred Hrdlitschka und Adolf Frohner. In der Musik war Herbert Moritz der Klassik zugetan – in der Literatur hielt er es mit Thomas Bernhard, H. C. Artmann oder Gerhard Amanshauser, die er zu seinen Bekannten zählte.
Seine Interessen auf die Kultur festlegen zu wollen, wäre aber ein Irrtum. Sein Doktorat machte er in Publizistik und Geschichte – beruflich war er jahrelang Journalist, bevor er in die Politik einstieg.
Geistig fühlte er sich der ArbeiterInnenbewegung stets verbunden, doch deren Rahmen war für ihn – wie auch für seinen damaligen Parteifreund Bruno Kreisky – weiter gesteckt, als in früheren Zeiten. Herbert Moritz war Sozialdemokrat und Liberaler zugleich. Die Öffnung seiner Partei auch Andersdenkenden gegenüber war ihm ein entscheidendes Anliegen. Toleranz und Fairness gegenüber den politischen MitbewerberInnen wollte er als wichtige Gebote verstanden wissen.
Es ist nicht so, dass er keine Fehler hätte, der Dr. Moritz. Die hat jeder Mensch. Einer davon wäre, so sagen manche über ihn, dass er sich selbst zu wenig ins Rampenlicht stellt, dass er zu wenig für die „Show“ arbeitet. Andere Politiker in Salzburg tun das, um Schwächen ihrer eigenen Politik zuzudecken. Moritz nicht. Er liebt die Verlässlichkeit, das seriöse Arbeiten an Problemen und das tägliche Gespräch mit den Menschen, oft auch nur im kleinen Kreis: Das ist nichts fürs Fernsehen.
Aus einer Wahlwerbebroschüre der Salzburger SPÖ, 1979.